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Bei der Räumung unserer Stadtwohnung im Dezember 2012 (36 Jahre habe ich dort verbracht!) fielen mir viele Dinge in die Hände, die ich längst vergessen hatte  (siehe "Ostereier" auf dieser homepage!). In der hintersten Ecke einer Schublade fand ich einen Schiffsrumpf, dessen Geschichte wohl in die 70er- Jahre zurückreicht. Auf die Gefahr hin, meine Leser zu langweilen - weil ein Hinweis auf "Altes" immer wieder auftaucht-, es ist schon so: Wenn man nicht abbrennt, ausgeraubt wird, oder sein Heim Hals- über Kopf verlassen muß, dann sammeln sich Dinge an, die - wenn man alt genug ist- ganze Generationen zurückreichen. Manche sprechen dann "von altem Klumpat" und entsorgen das, leider bin ich anders gebaut, und trenne mich ungern von alten Sachen, aber das ist eine andere Geschichte, zurück zu dem Schifflein:

Ein völlig unzureichender Baukasten einer "Bounty" wurde gekauft- das Rümpflein war 21 cm lang-, und mit dem Bau begonnen. Der Schwung ließ allerdings schnell nach, als man erkannte ( soweit war man schon!), daß daraus kaum etwas Erfreuliches entstehen würde, weniger wegen der konstruktivischen Mängel als auf Grund mangelnder Geduld und Kenntnis. So verschwand das Projekt, überlebte aber die nächsten 35 Jahre als Torso.

Im September 2013 beschloss ich, daraus etwas zu machen. Es sollte ein weiteres "Wasserlinienmodell" werden, und ich entschied mich für die "Prince de Neufchatel". Das Schiff wurde 1813 in New York als Schoner gebaut, und hatte eine zwar kurze, aber glorreiche Karriere als Kaperschiff, welche ihr einen Platz in der Geschichte der U.S.A. sicherte. 1815 wurde sie von den Briten aufgebracht und  beendete ihr Dasein in einem Dock der Royal Navy. In diesen 2 Jahren überstand das Schiff auf Grund seiner Segelqualitäten alle Attacken der Briten und steckte eine Prise nach der anderen ein.

Als Vorlage habe ich ein tolles Buch zur Verfügung, nämlich "Period Ship Modelmaking" von Philip Reed. Eine Bauanleitung ist das jedoch nicht. In dem Buch wird die parallele Entstehung zweier Modelle dieses Schiffes dokumentiert, eines als Standmodell, das zweite als Wasserlinienmodell ( wofür ich mich entschieden habe, da ich die nicht so ganz gelungene "Wasseroberfläche" des letzten Modells - respektlose Zeitgenossen sprechen despektierlich vom "Kumpf- Meer" -  wiederholen möchte, diesmal besser). Während des Baues erst stellte ich fest, daß die nichtvorhandenen Maßangaben eine Hürde waren; ich war gezwungen, die Größenverhältnisse der Bilder in Bezug zu den Abmessungen meines Schiffsrumpfes zu setzen. Die Perspektiven dieser Bilder wiederum machten eine Umsetzung recht schwierig. 

Für "Maßstabtüftler" mag das ein Horrorszenario sein, aber ich habe es mehr spielerisch betrachtet und auf mein Auge vertraut....... 

 

So sieht die Sache bei Philipp Reed in seinem Buch aus-, zugegeben, da habe ich mir viel vorgenommen! Ich bitte jetzt schon um Nachsicht!

So sieht mein "Duplikat" aus:

 

 

 

Oder so wie hier, auf "alten" Fotos:

 

Aber schön der Reihe nach, begleiten Sie mich auf dem schwierigen, spannenden Weg!

18. 9.2013:

Die erste Aktion war also, den Rumpf horizontal abzuschneiden, um ihn für den Einbau im "Wasser" geeignet zu machen:

Die nächste Aktion wird sein, Bordwände aufzusetzen. Bleiben Sie dran, erleben Sie mit mir die Wiederauferstehung dieses Schiffleins, es wird spannend!

22.9.2013:

Dank des verregneten Wochenendes sieht der alte Kahn nun so aus:

26.9.2013: Einiges ist dazugekommen: Die "breast rail" -der oberste Abschluss der Bordwand, die Kranbalken, bugseitig angeordnete Vorrichtungen zum Aufziehen der Buganker,die heckseitigen Bootsdavits, die "main rails"-  zur Freihaltung der Wanten und Pardunen von den Bordwänden,  und die Bewaffnung: 14 Karronaden mußten hergestellt werden.

 

30.9.2013: Das "Klüvergeschirr", alle Teile des stehenden Gutes im Bereich des Bugspriets, ist entstanden, auch die Gallionsfigur ( eine Krone und ein Wappenschild) sowie das Gallion. Ich bin nicht ganz glücklich, aber vorerst bleibt alles wohl so.....

 

 

 

 

 

 

2.10.2013

Heute entstanden alle Decksaufbauten, der Ruderstand, die Pumpen,  das Ruder und die Betinge mit den handkurbelbetriebenen Seilwinden:

 

 

 

 

 

 

 

 

5.10. 2013: Zwei Boote möchte ich zeigen, ein Größeres auf entsprechender Lagervorrichtung mittschiffs, und ein Kleineres, die "gig", an den Davits am Heck, rasch zu Wasser zu bringen und zur Verfügung des Kommandanten bereitgehalten. Auch zwei Buganker mit entsprechender Vorrichtung zum Aufziehen an den Kranbalken sind entstanden. Wenn die Gig ihren Platz gefunden hat, bin ich eigentlich mit dem Rumpf fertig und kann mich den Masten und der Takelage widmen.

 

 

 

 

 

 

6.10.2013: Leider stellte sich dieses kleine Boot als nicht geeignet heraus; es entstand ein neues, etwas größer. Der Bootsbau stellt überhaupt sehr große Anforderungen(1:192!). Ich beschloß, die Gig also mit einer Segeltuchabdeckung, vertäut wie auf Fahrt darzustellen, um mir den Bootsinnenausbau zu ersparen. Mondfeld stellt das so dar:

Letzten Endes stellte sich die Umsetzung dieser Idee als kaum weniger mühevoll heraus wie ein Ausbau des Bootsinneren...........

 

Damit ist aber jetzt die Rumpfgestaltung wirklich fertig, demnächst mehr über die Takelung!

11.10.2013:

Zwei Masten sind entstanden, mit einem Mars, den "cross and tressel trees", einigen Eimerchen, die "spiderbands" sowie einer Galerie von Bootshaken:

 

 

 

 

 

20.10.2013:

Knifflige Sachen haben mich in den letzten Tagen beschäftigt: Es galt, die Masten fertigzutakeln, die Rahen zu montieren, sowie die Wanten und Stage zu setzen:

 

 

 

 

Die Segel werden als Nächstes drankommen. Ich möchte dafür 2 Lagen von 3-lagigen Zellstoffservietten verwenden, die ich zuvor mit  verschiedenen Imprägnierungen und entsprechender Färbung versehen habe. Dabei entsteht eine Art ledriger Struktur, mit der man arbeiten kann- hoffe ich, denn Papier bleibt es natürlich trotzdem. Ich hoffe, daß es geduldig ist.......

Die langwierige Takelung eines Modells kann ziemlich auf die Nerven gehen; man läuft Gefahr, bei zahlreichen Manipulationen Schäden anzurichten in Bereichen, die man vorher gestaltet hat, viele Dinge wiederholen sich in die Geduld so recht strapazierenden Variationen vom Bugspriet bis zum Besan, von den großen Untersegeln bis hinauf zu den kleinen Royals. Mitunter bekommt die Arbeit dann etwas ausgesprochen Kontemplatives......

Am Beginn meiner Schiffbauerkarriere nannte ich diese Tätigkeit despektierlich "Schnürl zieh'n", später mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß alle Taue eine Bestimmung hatten, nichts dem Zufall überlassen wurde, und die Urgewalten von Wasser und Wind unglaubliche Anforderungen stellten, die man im Lauf der Jahrhunderte bravourös bewältigte.

Dabei ist es für den Miniaturschiffbauer gar nicht leicht, die zerstörerischen Kräfte der Wogen und Orkane in die Gestaltung mit einzubeziehen, denn unsere "Schnürln" müssen dem nicht standhalten. Eine Herausforderung stellt z. B. der Einfluss der Schwerkraft auf alles horizontal oder schräg horizontal Verlaufende dar. Die Masse der Taugewichte insgesamt war schier unglaublich, das auch darzustellen, ist recht schwierig. Ich habe Verschiedenes ausprobiert und dabei auch Erfolge erzielt. Profis benützen oft feinsten Draht anstelle von Garn, das müßte ich einmal ausprobieren. Wenn man Bilder oder Fotos betrachtet, fällt einem sofort auf, wie unwirklich alle stets straff gespannten querlaufenden Taue an manchen Modellen sind. 

30.10.2013:

Es ist geschafft!

Hier die ersten Bilder vom fertigen Modell; das "Meer" muß noch ein wenig warten!

 

 

 

 

 

 

 

 

4.11.2013:

Nun hat es mit dem Ozean doch nicht solange gedauert,  denn schon das Ergebnis des ersten Versuches stellt mich eigentlich zufrieden.

Im Grunde ist es Unsinn, ein Holzbrett in ein Meer verwandeln zu wollen, aber man tut eben sein Möglichstes.....

Ich habe eine Styroporplatte mit einem Ausschnitt für den Rumpf ( hier diente mir das "Scherzel" welches ich waagrecht abgeschnitten habe, als Muster- das war am  Beginn dieses Bauberichtes) und habe dann Spachtelmasse aufgetragen, verteilt und versucht, Wellen darzustellen. Das sieht dann aus wie ein Haufen Schlagoberszipfel, aber Pinsel und Dispersion "shady blue", ein wenig Blau, Grau und Weiß sowie eine mutige Malerseele haben dann den Rest besorgt.

Für Nichtschwimmer sieht es recht beängstigend aus!

 

 

 

Nach dem Trocknen gilt es jetzt, das Schifflein in das Loch zu bugsieren und zu befestigen. Hoffentlich passt es!

 

5.11.2013:

Einfach war es nicht, Schiff und Meer zusammenzubringen, aber mit Geduld und ein wenig Modelliermasse lassen sich kleine Wunder vollbringen:

 

 

 

 

 

 

Damit heißt es nun Abschied nehmen von diesem Modell, vielleicht fällt mir noch die eine oder andere "Behübschung" ein, aber eigentlich ist die Arbeit- wenn man sie so nennen will- fertig.

 

Jetzt bin ich froh, den angefangenen Rumpf damals nicht weggeworfen zu haben, denn dann wäre dieses kleine Kunstwerk nie entstanden. Auf der Basis ging es doch schneller, außerdem war es eine Herausforderung besonderer Art.

 

 

 

Was als Nächstes kommt, fragen Sie? Keine Ahnung, das Leben hält hoffentlich noch einige Ideen für mich bereit.

Besuchen Sie mich einfach wieder, ich werde mich freuen!

Zum Abschluss noch ein paar Schnappschüsse:

Die "Prince de Neufchatel" vor der Küste von Nova Scotia:

 

 

 

 

P.s.: Ich fand es reizvoll, meine zwei letztgeborenen "babys" auf einem Bild zu vereinigen. Ob sie sich wirklich begegnet sind, weiß ich nicht, denkbar wäre es schon. H.M.S. Bellona war auch im Krieg von 1812 zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien im Einsatz, und die "Prince" betrieb ihre Geschäfte hauptsächlich in der Karibik, da wäre es schon möglich, daß sich ihre Wege kreuzten.......

 

 

 

 

 

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